Alleine die obige Frage ist durchaus provokant. Wie kann ein Action Film, bei dem Kung Fu, jede Menge Waffen und Tote enthalten sind, auch nur entfernt etwas mit menschlich bleiben zu tun haben? Ich weiß nicht, ob ich eine befriedigende Antwort für die Leser*in finden kann.

Der Plot

Grundlage der Handlung ist das in Zweifel ziehen der Realität, in der wir leben. Ist die Welt aus Besitz, Arbeit, Wohnung und einer "Freizeit" dazwischen ein Traum? Einige Philosophie-Schulen stellen diese Frage auf deutlich weniger spektakuläre Weise, aber eben so ernsthaft. Und grundsätzlich ist die menschliche Auffassung von Realität durchaus begrenzt (Zur Wahrnehmung von Realität findest Du in diesem Portal auch hier Grundlegendes).

Wenn die Realität, die ich mit meinem beschränkten Sinn wahrnehme, nicht die wahre Welt ist, bietet der Film die Alternative, eine blaue Pille zu schlucken und in der wahren dystopischen Welt, in der die Maschinen die Macht haben, anzukommen. Überhaupt nicht attraktv, grau, kalt, ohnmächtig und nicht so latexgrün gestylt wie in der Matrix.

Kernfragen

Einer der Zusammenhänge zum menschlich bleiben entsteht genau hier in dieser so unbequemen realen Welt. Dort geht es in realen Farben, um Vertrauen, zueinander halten, Glauben an etwas Größeres, wirklichen körperlichen Kontakt mit der Chance auf Liebe oder Familie, aber auch das Risiko eines wahrhaftigen Todes im Vergleich zum unbemerkten Auflösen in einer Flüssigkeit nach dem Aufhören der physischen Funktionen.

An der Nahtstelle zur richtigen Welt warten mit den echten Emotionen und Gedanken, aber auch Zweifel, Angst, Wut und alles, was das menschlich bleiben so herausfordernd und bereichernd machen kann. Die Protagonisten suchen, probieren und finden Wege zur eigenen persönlichen Bestimmung zu finden und für diese dann auch zu gehen. Und da es nicht ohne Einander geht, braucht es auch, immer wieder, in die so verlockende und eingeklinkte Welt zu gehen und dort Andere zu "befreien" oder aber auch das System der Maschinen, des allgegenwärtigen Gegenspielers "Smith" zu verstehen, zu examinieren, um es schlussendlich zu besiegen.

Teil I bis III

Wird im Teil I das Universum quasie geöffnet und beschrieben, alle Figuren in Stellung gebracht, so geht es im Teil II tiefer in den Kaninchenbau und auch die Philosophie und Metaphysik hinein. Spannende Fragen, deren angebotene Antworten herausfordern, sprachlos oder wütend machen, sind...

• Was ist Entscheidung? Und wann kann ich sie verstehen? Vorher, währenddessen oder später?

• Was ist die Aufgabe von Ursache und Wirkung?

• Wie geht Karma?

• Ist Liebe mächtiger als die Physik der realen Welt?

• Was will das Böse eigentlich? Und was das Gute?

Dabei treten weitere hochambivalente Protagonisten auf, die deutlich machen, dass es auch Zwischenwelten und eine Art höherer Ordnung in der Matrix gibt.

Im dritten Teil geht es dann um die Entscheidung und das Überleben der einen oder der anderen Welt, und die Zuspitzung des Konfliktes zwischen Messias und Luzifer. Es geht dem Ende entgegen und zugleich dem Anfang.

Wenn also die Verbindung essentieller Fragen, möglicher nicht immer angenehmer Antworten und wirklich spannender atemberaubend in Szene gesetzer Action-Szenes gelingen kann, dann hier.

In jedem Fall ein Wagnis für Action-Zweifler und Esoteriker.

Aber ebenso ein Risiko für Action-Fans und DirektDenkende.