Bisschen laxe Überschrift? Ja, vielleicht, aber das Thema kanns vertragen. Dank einer Freundin und ihrer geteilten Erfahrung habe ich gestern eine kleine Großigkeit von andersrum her verstanden, mal wieder ;-)
Worum geht es?
Situation:
Jemand in meiner Welt, mein Gegenüber, Partner, Familienmitglied, Kartenabreißer oder Mit-Autofahrender verhält sich, wie er oder sie sch eben verhält. Dies trifft auf mich und mein momentanes Befinden und mein daraus resultierendes Verhalten.
Trifft sein oder ihr Verhalten nicht das, was ich gerade brauche, dann bin und werde ich gegebenenfalls unwirsch, sauer oder verärgert.
Etwas oldschool ausgedrückt werde ich ungehalten.
Analyse:
Aha, das ist ja mal interessant. Ich werde ungehalten. Ja, warum denn das? Weil ich mich in dieser Situation nicht gehalten fühle. Der Kontakt, die Verbindung zu meinem Gegenüber gibt mir nicht den Halt, den ich gerne darin gerade hätte.
Häufig entsteht dies durch ein Missverständnis.
Konkreter akut-Virus-Fall:
Ich habe in Zeiten wie diesen "Attest" verstanden, während mein Gegenüber "Test" gemeint hat. Nen Test hat man ja gerade immer dabei, aber ein Attest nicht so oft. So komme ich nicht rein in das Freizeitvergnügen meiner Wahl und bin auch noch verantwortlich, nicht richtig vorgesorgt zu haben? Und schon stelle ich evtl. meinen Halt in Frage und bin ungehalten.
Mitnahme-Effekt:
Ich mache es wie die Bergsteiger und Kletterer. Bin ich auf steilem unwegsamen Terrain dann gilt:
Immer drei Stellen am Fels!!! Eine Hand und zwei Füße oder zwei Hände und ein Fuß.
Die vierte freie Position nimmt den nächsten Griff.
Bin ich also in der Welt unterwegs dann mache ich immer mal wieder am Tag nen checkup. Wie sieht es mit meinem Halt aus?
Was braucht das Setting gerade?
Spaziergang oder Klettertour. Freeflow oder spezielle Sicherungstechnik?
Wenn ich in eine Halte-Problematik gerate, dann: Drei Punkte am Fels Ich sorge für meinen Halt.
Und bin ich doch mal ungehalten, dann erinnert mich das daran, dass Verbindung und in Beziehung sein etwas mit Zumutung, Grenzen Empfindsamkeit und Individualität zu tun hat. Dafür zu gehen bedingt immer mal wieder den Halt zu riskieren.
In diesem Sinne, bleibt gehalten oder ungehalten in Eurer Mitte...
Filmtipp: Free Solo, Dokumentarfilm von 2018 über das frei Klettern ohne Sicherung (ungehalten gewissermaßen)
Filmtipp: Parasol Peak Musikfilm von 2018 über kletternde Musiker und ihrem Experiment Musik und Natur einander halten zu lassen.
____________________________________________________ Bildnachweis: Screenshot aus dem Film "Free Solo" mit Alex Honnold, sehr sehenswert zum Thema "Halt in der Welt".
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